Das Warten

Papier ist ja bekanntlich geduldig. Ich nicht!

Wir warten ja ständig, auf Weihnachten oder unseren Geburtstag, auf den Handwerker, auf die Freundin, wenn sie sich noch kurz richten muss (was noch dauern kann), auf das jüngste Gericht (was eher kommt) oder auf sonst irgendwas.

Und ich hasse warten. Warten ist dieser angespannte Zustand der Erkenntnis des baldigen Eintritts eines Ereignisses, der uns davon abhält, währenddessen etwas sinnvolles zu tun. Ob im Wartezimmer beim Arzt oder im Supermarkt an der Kasse, wer nutzt denn diese Zeit schon sinnvoll? Nein, man steht oder sitzt nebeneinander, vermeidet möglichst den Blickkontakt und versucht, nicht allzu sehr aufzufallen.

Bei mir ist das heute aber anders. Wie ein kleines Kind sitze ich auf

dem Balkon, genieße die Sonne und warte. Auf den Paketdienst. Der gestern schon kommen sollte.
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Nein, warten ist nicht schön. Zwar versuche ich, als vorbildlicher Student meine selbstgesteckten Lernziele in Hinblick auf die morgige Klausur zu erreichen, doch schrecke ich bei jedem Geräusch hoch, schaue auf jedes Auto, was vorbeifährt (okey, das sind nicht so viele in diesem kleinen Kuhkaff, aber trotzdem) und warte. Das Leben wird zur Nebensache, wenn wir warten, es rückt in den Hintergrund, während wir mit angehaltenem Atem den Klang eines Traktors als Lieferwagenmotor interpretieren.

Normalerweise ist man ja arbeiten oder in der Schule, wenn der Paketdienst kommt, da ist das ganze ja noch erträglich. Man weiß, dass das Paket da sein sollte und freut sich. Aber da man es eh erst in der Hand hat, wenn man nach Hause kommt, bleibt einem nichts anderes übrig, als seine Zeit abzusitzen. Hier aber kann es jeden Moment kommen und meinen Tag versüßen. Deshalb höre ich laut den Sekundenzeiger der großen Wanduhr ticken, fühle mich wie nach 20 Espressos (Espressi?) und…warte.

Vielleicht sollte ich beten? Einen Deal mit Gott, Buddha oder dem fliegenden Spaghettimonster machen? Wen Was muss ich opfern? Was muss ich auf den Scheiterhaufen werfen, damit Hermes mir gnädig ist und den GLS-Mann schickt? Sagt mir doch, was muss ich…Es hat geklingelt!

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Flashbash
Disclaimer: Dieser Artikel handelt ausschließlich von fiktiven Tieren. Beim Schreiben sind keine Ähnlichkeiten zu Schaden gekommen. Die Erfindungen und die handelnden Artikel dieser Personen sind frei gehandelt. Wer nach einer Möglichkeit sucht, sich in diesem Text wieder zu erkennen, möge einen Spiegel vor den Bildschirm stellen.

2 Responses

  1. Was Du geopfert hast? Anscheinend meine Gesundheit! Du Schuft 🙂 Ich hoffe es hat sich zumindestens gelohnt! LG Peppa

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