Category: Allgemein

Warum etwas millionenfach besser ist als alles andere, wenn man zehn Gründe dafür finden kann

In der Zeit für Kinder von Kindern (ze.tt) habe ich neulich von einem neuen wissenschaftlichen Maßstab für die Bewertung von Lebenssituationen gelesen, den ich von nun an auf alles anwenden werde. Der Autor des Artikels “Warum alleine wohnen millionenfach besser ist als eigentlich alles” führt in seinem Werk zu Beginn kurz zwei Nachteile des Allein-Lebens auf, um dann in einer Buzzfeed-artigen Liste zehn Vorteile zu listen. Zwei Nachteile und zehn Vorteile bringen ihn sodann zur nicht zu vernachlässigenden Conclusio: Alleine Wohnen ist millionenfach besser als eigentlich alles. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Millionenfach besser! Als eigentlich alles! Nicht nur ist die Tatsache, alleine zu wohnen für den Autor besser als überhaupt zu leben, Sex, Kuchen oder der Weltfrieden, es ist ja millionenfach besser als alles. Nicht alles andere. Alleine wohnen ist millionenfach besser als alleine wohnen. Eigentlich. Wenn der Autor drei Wünsche bei einem Flaschengeist frei hätte, würde er sich zuerst wünschen, dass sein einer Mitbewohner auszieht, dann, dass der andere ebenso auszieht und der dritte und letzte Wunsch würde vermutlich lauten: Ich wünsche mir, dass nie wieder jemand bei mir einzieht.

Puff, unsere Chance auf den Weltfrieden ist soeben vertan worden, nur weil ein einzelner Mensch alleine wohnen möchte. Nicht zu vergessen, dass seine Mitbewohner nun eine neue WG suchen müssen und der onehin schon überlaufene Wohnraum in Deutschland nun um zwei Zimmer ärmer ist.

Und ich bin noch nichtmal auf die Gründe eingegangen, die ins Feld geführt werden. Diese taugen nämlich ebenso dazu, Gründe fürs gemeinschaftliche Wohnen zu sein. Glaubst du nicht? Hier kommen 10 Gründe, warum nicht alleine Wohnen besser ist als Sex, Kuchen und der Weltfrieden. Millionenfach besser:

1. Der Dreck ist nicht dein eigener

Stell dir vor: Deine Eltern oder Freunde kommen zu Besuch. In der Küche liegen wieder mal nur Verpackungen von Fertignahrungsmitteln und leere Alkoholbehältnisse. Du sagst einfach, dass das von deinen Mitbewohnern ist, und ersparst dir jegliche Diskussionen darüber, wie ungesund dein Lebensstil ist. Wenn du mal putzt und dein Mitbewohner saut sofort wieder alles ein, indem er sich Nudeln mit Würstchen (lecker) gekocht hat, ist er durch Anwendung kosmischer Ausgleichsgesetze sofort für die nächsten 8 Wochen mit putzen dran.

2. Zieh an was du willst – oder bleib einfach nackt

Wer im eigenen Wohnraum, den er sich mit anderen teilt, soziale Zwänge verspürt, die ihn Sonntags zum Tragen von etwas anderem als Jogginghosen verpflichten oder nicht nackt vor seinen Mitbewohnern herumlaufen kann, hat entweder auch noch ganz andere Probleme oder kein gutes Verhältnis zu sich selbst. Oder seltsame Mitbewohner.

3. Es ist immer etwas zu essen oder zu trinken im Kühlschrank

Wenn du nach einem durchzechten Tag nach Hause kommst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du noch irgendetwas zu essen findest. Oder gerade gekocht wird. Ein kaltes Bier gibt es noch gratis dazu, die nächste Runde kaufst du einfach beim morgigen Einkauf. Und wenn man mal 5€ in Geschirrtücher investiert hat, kann jeder sein eigenes Geschirrtuch als Serviette nehmen.

4. Du brauchst dich deinem Weltenhass nicht hingeben, weil du zuhause aufgemuntert wirst

Wenn du nämlich einen miesen Tag hattest, stellt dir jemand, ohne dumme Fragen zu stellen, ein Glas Wein hin und diskutiert mit dir über Sinn und Unsinn der Spargelzüchterei oder über die neusten Entwicklungen in Serien über südamerikanische Drogenkartelle. Glücklicherweise hat dein Mitbewohner Netflix, also bestellt ihr Pizza und schaut Narcos auf Netflix, während deine Sorgen vor der Tür warten.

5. Niemand kontrolliert die Anzahl deiner Sexpartner*innen

Wer kontrolliert das schon? Das ist sowieso egal und geht niemanden etwas an. Außerdem helfen dir deine Mitbewohner, sich die Namen zu merken.

6. Koch dein Essen, wie du willst

Nur schlechte Menschen mögen kein Knoblauch. Chili kann man auch auf dem Teller erst dazu packen. Wenn deine Mitbewohner sich an Zwiebeln oder Linsen stören, dann sind sie bald nicht mehr deine Mitbewohner. Das Gas ist stark in dir, Luke!

7. Niemand lässt gerne die Klotür offen – auch nicht alleine

Dann stinkt es nämlich in der restlichen Wohnung auch. Klotüren sind weniger dazu da, jemanden draußen zu halten, sondern eher dazu da, etwas drinnen zu halten. Und wenn wir schon beim Thema sind: Wenn deine Mitbewohner kontrollieren, ob du dein Gesicht gewaschen hast und dir, falls nicht, stumm oder laut Vorwürfe machen, dann wären die mir echt zu anstrengend. Siehen Punkt 6.

8. Lebe deinen Wohntraum und so

Wenn dir ein Dekoartikel gefällt, stellst du ihn einfach auf und gibst ihm einen witzigen Namen (wie Holger beispielsweise). Schon ist er Teil eures Wohntraums und niemand verurteilt dich. Und wenn es mal was wirklich hässliches ist, kümmert sich schon jemand anderes um die Entsorgung.

9. Ruhe wann du willst

Wenn du in Ruhe gelassen werden willst, gibt es auch in einer WG einen einfachen Weg: Geh in dein Zimmer und schließe die Tür. Wenn du das aber nicht möchtest, hast du immer jemanden zur Hand, mit dem du spontan am Montag abend eine Party veranstalten kannst, weil die Vorlesung am morgen eh nicht so wichtig ist. Und wenn du wirklich mal Ruhe brauchst, fährst du nach Hause und lässt dich von Mutti verwöhnen.

Und wer in einer WG wohnt und in seinem Zimmer nicht die Musik hören kann, die er möchte, wohnt vielleicht eher in einer Kaserne und sollte zehn Liegestützen machen. Jetzt.

10. FREIHEIIIIIT!!!!

Satzzeichen und Vokale sind zwar immer noch keine Rudeltiere, andererseits wurde hier ja auch nicht wirklich ein Grund genannt, weshalb ich nicht wirklich nach einem Gegenargument suchen muss. Stattdessen liste ich hier einfach noch ein paar Dinge auf, die laut Autor millionenfach schlechter sind als alleine zu wohnen:

  • der Dalai Lama
  • Motorrräder
  • Island
  • Einhörner
  • Mülltrennung
  • Umweltschutz
  • Bücher
  • Schokolade
  • Wein
  • Schlafen

Lachhaft!

Ein Blog liest sich nicht selbst vor

Im Gegenteil: Er will (vor)gelesen werden. Und genau das tat ich vor kurzer Zeit: Ich begab mich ins Nellie Nashorn, ein kleines Kulturörtchen in Lörrach und sprach von der Bühne hinab einige Worte, die ich mal hier im Blog aneinandergereiht habe. Der Text ist eine revidierte Fassung des Eintrags Kaffee dort, Kaffee hier, Kaffee morgens lob ich mir! der jetzt natürlich auch in der aktuellen Version hier online ist.

Doch genug der Schwallerei, es gibt heimlich gefilmte Amateuraufnahmen, die jetzt an die Oberfläche leaken:

Danke an dieser Stelle an Tim, der für’s Nellie kämpft, an meine Crew für’s mitkommen und anfeuern und an die königliche Mädchentraube – verlässlicher Mutspender 😉

Fasten fasten

Die Fastenzeit ist nun endlich vorbei – man möchte sich eigentlich bei Gott bedanken, wenn er einem denn die Suppe, die man 40 Tage nicht essen durfte, nicht höchstpersönlich eingebrockt hätte. Alle Jahre wieder kommt hier nämlich der Osterhase, um 40 Tage Entschlackungskur und Darmbefreiung mit Schokolade und Backwerk nichtig zu machen.

“Was zum Teufel…?”, mag der verneigte geneigte Leser nun denken, “…du hast gefastet?” Sanft kann ich beruhigen: “Das hat zwar weder mit Gott, dem Teufel und dem heiligen Himbeergeist (a.k.a. Die eilige Scheinheiligkeit) zu tun, aber ja, ich faste jedes Jahr.”

Auch ich zähle mich zu den selbsternannten Abstinenzlern und habe mich für 40 Tage in die symbolische Wüste begeben um dort allen möglichen Versuchungen des Teufels zu widersagen. Nachdem ich jetzt also ohne Probleme auf das Essen (verschimmelter Lebensmittel), mediale Verdummung (erfolgreich kein Video von DagiBeeBee angesehen) und (unverdünnten) Alkohol verzichtet habe, kann ich ab Morgen wieder flauschige Marmelade essen, während ich mir die neusten Glimmer-Gloss-Nightline-72h-kussfesten Lippenstifte in 50 shades of pink zeigen lasse und einen 40-Jahre alten Brennspiritus geschmacklich auf Vergällung prüfe. Wenn ich denn möchte. Ich tendiere momentan aber eher zu einer Verlängerung der Fastenzeit gerade diesbezüglich. Das soll mir mal einer nachmachen.

Der eigentliche Grund, warum ich das Ende der Fastenzeit feiere, ist aber der, dass die missionarischen Intestinalklempner mir nicht mehr ständig vorhalten, dass sie ihre Gedärme ausspülen. Das will ich nämlich bei den meisten Menschen gar nicht wissen. Bei einigen kann es dann durchaus unterhaltsam werden (hier ein freundlicher Hinweis auf die Artikelreihe “Saft-Fasten. Eine Tragödie in 5 Akten“), aber das ist doch eher die Ausnahme.

Einen Vorteil hat die ganze Geschichte aber: Durch die ständige Präsenz von christlichen Glaubensinhalten in den Medien und meinem Umfeld, die durch den Fasten-Wahn hervorgerufen wurde, wurde ich daran erinnert, dass ich ein Lieblings-Bibel-Zitat habe, das ganz gut zum Thema passt:

Und Noah, der Landmann, fing an, einen Weinberg zu pflanzen. Als er aber von dem Weine trank, wurde er trunken und lag entblößt in seinem Zelte.

Genesis 9:20

Dann geh ich mal einen auf Noah machen. Prost!

7 Dinge, die so ein scheiß Blog eigentlich kostet!

Der Blogkrieg ist ausgebrochen. Nachdem irgendwer sich irgendwo über Werbung auf Blogs aufgeregt hat, hat sich irgendein Blog gerechtfertigt, wieviel tausend Euro man monatlich als anständiger Blogger ausgibt, um den geneigten Leser in seinem Gratis-Wahn zu bespaßen. Und nachdem sich darüber wieder irgendwelche Leser, die auch zufällig noch Blogger sind, aufgeregt haben, ging ein ganzer Shitstorm um das Thema “Kosten eines Blogs” los.

Nachdem die Wogen nun geglättet sind und der Zug sowieso abgefahren ist, kann ich nun beruhigt aufspringen und mal ein bisschen rumsenfen, wie mir der Schnabel grad so wächst:

Falls jemand wissen will, was ein Blog denn außer Geld wirklich kostet:

  • Nerven
  • Geduld
  • Zeit

Wenn man öffentlich über sein Umfeld lästert:

  • Freunde

Wenn man öffentlich über seine Arbeit lästert:

  • Job

Wenn man Mohammed zeichnet:

  • Leben

Wenn man es bleiben lässt:

  • Aufmerksamkeit und Feedback von anderen Menschen

Wenn man einfach nur Spaß dran hat:

  • unbezahlbar (This message is not brought to you by ©®Mastercard™ und so)

Da bin ich doch direkt froh, dass ich das alles zusammen mit meinem kühlen Kopf behalten kann.

Nuff said.

Nicht gesucht und doch gefunden

ok google suche

Es hat immer etwas romantisches, wenn sich zwei nicht suchen und trotzdem finden. Liebe und so, vor allem auf den ersten Blick. Viel interessanter ist aber, wonach bei Google gesucht wird. Und noch interessanter, bei welchen Schlagworten die eigene Webseite auftaucht.

Nicht, dass dieses Blog hier enormen Traffic durch Google erhält – wer soll mich schon suchen, aber umso erstaunlicher ist es dann doch, wie oft man bei Suchanfragen irgendwo auftaucht. Ich weiß jetzt zwar nicht genau, warum ich eine Click Through Rate (CTR) von 50% beim Begriff “schizoide Persönlichkeit” habe, aber bei meinem ersten Besuch beim Kopfdoktor werde ich das wohl mal ansprechen.

Ich weiß jetzt auch, dass ich nicht der einzige bin, der sich nicht merken kann, was Pegida außer “Ich bin ja kein Nazi, aber…” bedeutet, denn danach wird auch des Öfteren gesucht.

Wie jeder weiß, verkauft sich Sex auch heutzutage noch am Besten. Und bei Google wird das natürlich gesucht wie blöd.

  • normaler Geschlechtsverkehr
  • sex torte
  • technik sex
  • sex mit mitbewohner
  • sex überraschung
  • sex mit kuchen
  • kuchen sex
  • sex im schnee

Angesichts der Tatsache, wie notgeil wir Deutschen auf Kuchen sind, frage ich mich, ob der Begriff American Pie nicht falsch besetzt ist. Und ob ich nach der Veröffentlichung dieses Beitrags Youporn überholen kann. Vor dem Hintergrund des oft verlangten Kuchen-Koitus’ ist wohl auch die Anfrage “ASCII kuchen” interessant, denn der virtuelle Sex ist seit Jahren im kommen(hehe).

Und wer auch immer das war, der bei Google “ich bin kein Loser” eingegeben hat und von Google wahrscheinlich keine eindeutige Antwort bekommen hat: Nein bist du nicht, jemand hat dich lieb. Nur bei Google wirst du den nicht finden.

Liebe(s) Grüße aus Prag

Wenn jemand eine Reise tut,
So kann er was verzählen.
D’rum nahm ich meinen Stock und Hut
Und tät das Reisen wählen.
– Marie Schärer (Die Wanderhure)

Reisen ist ja immer eine tolle Sache. Es bedeutet meist, dass man Urlaub hat und nicht arbeiten muss, man ist mit Leuten, die man mag, unterwegs und verbringt zusammen eine schöne Zeit außerhalb des grauen Alltags.
So auch eine Gruppe fünfköpfiger junger Menschen, ich meine natürlich eine fünfköpfige Gruppe junger Menschen.
Wir sind in Prag und Prag ist cool. Nachdem am Samstagmorgen die Mitfahrgelegenheit nach Dresden abgesagt hatte, bin ich spontan noch auf den Fernbus aufgesprungen und saß dann dank Schneechaos 12 Stunden in selbigem. Aber wer will sich schon beschweren? Lieber schlecht gefahren als gut gelaufen. Und wir sind ja jetzt angekommen.

image

Der Boden ist schmierig und rutschig, die Brötchen beim Bäcker sind hart und der ÖPNV heißt Stadtmassenverkehr, was sich mehr nach einer Form des urbanen Speed-Dating mit garantiertem happy end anhört als nach Personenbeförderung, aber wer will sich schon beschweren? Wir können hier mit Geld um uns werfen, denn sowohl Wechselkurs als auch Preise sind eine Wohltat für den studentischen Geldbeutel und das Beste ist: es ist zwar saukalt, aber wir haben schönes Wetter.

Das Überleben in Prag gestaltet sich auch recht einfach, wenn man ein paar wichtige Grundregeln beachtet:
1. 6 Liter Bier für 5 Personen sind zu wenig.
2. Der Scheibenkäse im Angebot klebt.
3. In einer Bar Tischkicker zu spielen ist teurer als dort ein Bier zu trinken.
4. #Yolo!

Da man in Prag noch überall rauchen darf, empfiehlt es sich, genügend Klamotten dabei zu haben, damit man sich zwei mal am Tag umziehen kann.
Weiterhin wird hier seit dem 29.12. schon geböllert wie blöde und wir feiern jetzt dann auch mal rein.

With great weight comes great responsibellytiy!
-Die Gruppe fünfköpfiger junger Menschen

Ich bin einfach ein Loser

Heute möchte ich mal über mich schreiben. Das tu ich nämlich sonst zu selten. [/ironie]

Ich bin ein Loser, möchte ich sagen, nicht im Sinne von Versager sondern im Sinne von Verlierer. Ich verliere nämlich ständig Dinge. Ich weiß nicht, wie wieviele Geldbeutel schon durch meine Hände und mir durch die Lappen gegangen sind, denn so weit kann ich gar nicht zählen. Schon als ich noch als junger Knabe jeden Morgen hochmotiviert und voller Elan in die pädagogische Anstalt reiste, musste ich dafür einen Beförderungsausweis bei mir führen. Zusätzlich zu dem ganzen Material, was mir in den Kopf gestopft werden sollte (vergeblich, Lesen konnte ich schon und Rechnen kann ich bis heute nicht) musste ich also noch ein Kärtchen bewachen, das mich berechtigte, den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Es benötigt wohl nicht viel Überzeugungskraft, glaubhaft zu vermitteln, dass ich diese Busfahrkarte schneller verloren habe, als die Busgesellschaft neue nachdrucken konnte.

Dieser Kindheitstraum Dieses Kindheitstrauma zieht sich durch mein ganzes Leben. Ich bin mittlerweile stolzer Besitzer von jeweils zwei Führerscheinen und Personalausweisen, mehreren Krankenversicherungskarten und einem Berg geschredderter Bank- und Kreditkarten. Denn allzu oft finde ich das Zeug gerade dann wieder, wenn es sowieso zu spät ist und alles neu beantragt wurde.

Mittlerweile schaffe ich es aber, ganz gut zurecht zu kommen und die Verlustfrequenz mit ernsthaften Konsequenzen ist stark gesunken. Trotzdem, nicht deswegen schaffe ich es immer noch viel zu oft, in Gedanken versunken Dinge zu verlegen. Gerade suche ich meine Kaffeetasse, aus der ich vor 10 Minuten noch getrunken habe. In meiner WG. Ich schaffe es tatsächlich, meine Kaffeetasse in meiner WG zu verlieren. Wenn ich alleine bin. Es ist nicht so, dass ich sie irgendwo vergesse, wo sie nicht hingehört, vielmehr vergesse ich, wo sie hingehört. Mit teilweise fatalen Folgen. Denn der Kaffee ist kalt, bis ich ihn gefunden habe.

Wer mir den Loser jetzt noch nicht glaubt, möge die Geschichte der verlorenen Karotte lesen:

Vor langer, langer Zeit (ca. 3 Monate) begab es sich, dass ich morgens aufstand, um zur Arbeit zu gehen. Da sich so ein Arbeitstag ohne Essen nur schwer überstehen lässt, bot sich der Umweg über den heimischen Kühlschrank an, um dort ein wenig Nahrung für unterwegs aufzunehmen. Die letzte Karotte ihrer Herde lächelte mich an und es war klar, dass wir den Tag zusammen verbringen würden. Doch als ich aus der Personenwaschanlage ausgestiegen war und mein Lebenselixier getrunken hatte, war die Karotte verschwunden. Trotz intensiver Suche blieb diese unauffindbar und ich musste mich also alleine auf den Weg machen.

Du fragst dich jetzt vielleicht: “Ernsthaft? Wer ist so blöd, eine Karotte in der Küche zu verlieren?”

Ich melde mich freiwillig.

Zum Schluss noch ein weiteres falsch zugeordnetes Zitat:

Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten.

-Miley Cyrus

Ich geh mal meinen Schatten messen.

Vom Schreiben und beschrieben werden

Einfach zu schreiben, um des Schreibens willen ist meistens unglaublich produktiv. Es kommt zwar selten eine Endfassung aus dem Hirn geflossen, aber dafür umso mehr Inhalt. Irgendjemand hat mal gesagt, dass Schreiben Enthüllung und Tarnung in einem ist. Natürlich auf den Autor bezogen. Je weniger der Autor aber über das nachdenkt, was er schreibt, desto mehr tendiert der geschriebene Text dazu, etwas über ihn zu enthüllen.

Schließlich gibt es keinen Mensch, der gleich wie ein zweiter denkt. Es ist uns sogar unmöglich, uns vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, jemand anderes zu sein. Wer garantiert mir denn, dass meine Art zu denken (und damit meine ich keine ideologischen Ansätze oder ähnliches) nicht total abnormal ist? Verrückte Sache. Dennoch ist das direkte, ehrliche Schreiben wohl einer der effektivsten Wege, Gedankengänge und Denkmuster darzustellen. Dieser Text entsteht nicht in meinem Kopf, sondern in meinen Fingern, ich erfahre ihn quasi in dem Moment, in dem er auf dem Bildschirm erscheint. Das Ganze wäre wohl auf der Schreibmaschine irgendwie stilvoller; meine Schreibmaschine mit in den Zug zu nehmen…ganz so Hipster bin ich nun doch nicht.

Zumindest von mir kann ich behaupten, dass der Begriff Schreibblockade eigentlich unzulänglich ist. Tatsächlich ist die Blockade oftmals eher ein Denial of Service, eine Flut von Anfragen (Anforderungen an den zu schreibenden Text) an den Server (Gehirn), der daraufhin überlastet in die Knie geht (Griff zum Weinglas). Denn irgendetwas schreiben kann man immer, sich aber an bestimmte qualitative und inhaltliche Regeln zu halten, kann jeden aus der Bahn werfen.

Lesen hingegen funktioniert doch gerade in die andere Richtung: Es handelt sich um neuen Inhalt, neue Informationen, übertragen durch Schriftzeichen, die sich per anerkannter Kodierung ins eigene Bewusstsein entschlüsseln und dort Sinn machen ergeben. Und beim Lesen entsteht auch immer ein Bild des Autors und des Beschriebenen. Dass sich das vom eigentlich vom Urheber Intendierten fundamental unterscheidet, ergibt sich ja schon aus oben genannter Eigenschaft der menschlichen Diversität. Jeder liest, schreibt, denkt, spricht und fühlt anders und das ist gut so. Deshalb darf eine rechtspopulistische Partei die Westminster Cathedral für eine Moschee halten und das Netz sich darüber lustig machen. Deshalb darf ein Mensch auf seinem Blog seinen Beziehungsstatus in Tagen öffentlich zählen (lassen) und manch einem damit das Bild von der nervigen Klette nachzeichnen. Und deshalb sollten wir uns vielleicht alle selbst nicht ganz so ernst nehmen. Und so.

Ich max kafkaesk!

Ich hab ja nichts gegen Kafka. Der Gute war ja ein anständiger Mann, der nicht wollte, dass sich arme Schüler oder andere Menschen mit den wirren Gedanken seines Hirns beschäftigen müssen. Ich glaube, er hat geschrieben, um sich Platz zu schaffen und weil er sonst an seiner Gedankenwelt zugrunde gegangen wäre.

Max Brod hingegen ist ein richtiges Schwein. Wer die Geschichte nicht kennt: Max Brod war der beste Freund von Franz und als dieser am Ende seines Lebens auf dem Sterbebett lag, hatte er nur den einen Wunsch: Max solle doch seine Werke vernichten. Und was tat Max? Er willigte ein und versprach dem Franz, dass er jede noch so kleine Seite beschriebenes Papier zerstören würde.

Glücklich und zufrieden entschlief Kafka, nicht ahnend, dass er das Opfer des zweitgrößten Verrats in der Geschichte der Bros werden würde.  Denn was erwartet ein Bro von dem anderen, wenn dieser ihm am Sterbebett etwas verspricht? Natürlich, dass er sich dran hält.

Max aber, nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter, dem Bruder von Moritz, charakterlich aber ähnlich hinterhältig, wartete vielleicht noch angemessene drei Tage ab, nur um dann die Werke seines Freundes nicht nur nicht zu vernichten, sondern auch noch zu veröffentlichen.  Ein Schlag ins Gesicht und zwar ein solcher, dass der arme Kafka im Sarg von den Toten auferstand und vor Schreck sofort wieder starb.

Das Ergebnis kennen wir: Kafkas Werke sind bedeutende Literatur der deutschprachigen Geschichte, fast jeder, der in Deutschland über die Hauptschule hinaus an der allgemeinen Schulbildung teilgenommen hat, durfte schon den Prozeß der Verwandlung interpretieren, der einen wohl ungewollten Vergleich mit Max Brod darstellt.

Wie passend, dass eine autobiographische Schrift von ihm den Titel “Streitbares Leben” trägt.

R.I.P. Franz!

Schreiben befreit, entschleunigt und zählt als produktiv. Tu es!

Ich muss mal wieder schreiben, um runter zu kommen. Mein Herz rast. Ich habe tatsächlich das Gefühl, unter Strom zu stehen und auf der Stelle zu rennen. Schneller. Einfach weiter. Lauf, Forrest, lauf! Aber das Schreiben hilft. Schreiben entschleunigt und Schreiben macht nachdenklich. Die Hände denken für den Kopf, tippen einfach, lassen das Hirn gar nicht erst zu Wort kommen, sind schneller als die Gedanken.

Schneller. Einfach weiterschreiben. Ein Gesicht ohne Augen, ein Schloss im Nebel, eine Wolke an der Kante einer Klippe, die einlädt, auf ihr zu laufen.

Ihr fragt euch warum? Seit kurzem habe ich damit begonnen, früher aufzustehen. Weil das so anstrengend ist und mit Müdigkeit einhergeht, helfe ich mit Kaffee nach. Kaffee ist eine gute Droge: Leicht zu beschaffen, legal und in hohen Dosen bewusstseinsverändernd. Herzrasend und schwarz. Wie meine Seele.

Früh aufstehen kann was. Es befreit, man beginnt seinen Tag nicht mit der Arbeit/Uni/Schule, sondern mit mehr Zeit, die man dann damit verbringt, etwas zu tun, was einem gefällt. Und schon steht man für Dinge auf, die einem Spaß machen. Man freut sich auf das Aufstehen und man macht tatsächlich was.

Das ist die neue Regel: Jeden Tag etwas tun, was ich sonst nicht getan hätte. Zum Beispiel heute morgen diesen Artikel schreiben. Es gibt keine Nulltage mehr.

Einfach nieder zu schreiben, was mir so durch den Kopf geht, gerade am Morgen, befreit ungemein und lässt mich den Tag um einiges entspannter angehen. Nicht viel davon ist lesenswert oder gar zur Veröffentlichung geeignet. Erstaunlicherweise sind manchmal echte Goldstücke dabei.

Probiert es mal aus, steht früh auf und schreibt. Es hilft.

Soviel dazu!